Die Franzensburg - Ein Bau schreibt Geschichte(n) Ein Vortrag zur Geschichte Laxenburgs

Geschichten und Geschichte – Die Franzensburg

Ursula Müller-Angerer, MA

Die Kunstgeschichte besteht nicht nur aus Namen, Werktiteln und Epochen, sondern auch aus der Analyse
von Kunstwerken. Was bedeuten bestimmte Symbole in Bildern, was sagt uns das über die Entstehungszeit
und wie hat sich diese Symbolik entwickelt?

Meine Masterarbeit mit dem Titel „Geschichten und Geschichte – Die Franzensburg im Schlosspark
Laxenburg bei Wien“ fällt in diese Sparte der Kunstgeschichte, da ich mich mit den verschiedenen
Bedeutungsebenen der Franzensburg beschäftigt habe.

Die Idee dazu kam mir während meiner Tätigkeit als Kulturvermittlerin in der Franzensburg. Am Ende
meiner Führungen gab ich den Besucher:innen immer die Möglichkeit für Rückfragen. Sehr bald
kristallisierte sich eine Hauptfrage heraus: „Warum wurde die Franzensburg wirklich gebaut?“. Die Krux an
der ganzen Sache war folgende: Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Deshalb habe ich oft die
Gegenfrage gestellt: „Warum glauben Sie?“.
Die Antworten waren spannend: Von „Der Kaiser hat sich ein Mittelalter-Disneyland gebaut“ bis „Es sollte
ein Denkmal werden“ war alles dabei. Und manche brachten sogar ihre eigenen Ideen mit: „Vielleicht soll
das gar nicht die Burg vom Franz sein, sondern die von dem anonymen Ritter, der in der Rittergruft liegt –
weil warum gäbe es sonst die Rittergruft?“.

Mir wurde im Laufe meiner Tätigkeit bewusst, dass die Franzensburg ein bisschen wie ein Buch ist, das sich
nicht entscheiden kann, welchem Genre es angehören will. Will sie mit ihren verschiedenen Bruchstücken
wie der wiederverwendeten „Capella speciosa“ ein kunstgeschichtliches Sachbuch sein? Will sie mit ihren
Bezügen zu Kaiser Franzens Leben eine Biographie sein? Will sie mit ihrem immersiven Verlies ein
Abenteuerroman sein? Will sie mit ihrem romantischen Aussehen wie aus einem Märchenbuch sein?
In meiner Arbeit habe ich untersucht, warum die Franzensburg so viele verschiedene Genres in sich vereint:
Welcher Symbolik bedient sie sich, welche Bilder beschwört sie, welche Assoziationen weckt sie – und
warum? Vier Hauptthemenblöcke waren dabei wichtig:
Die Franzensburg als Traumwelt, die Franzensburg als Museum, die Franzensburg als Denkmal und die
Franzensburg als Kunstwerk.

Diese vier Punkte dienten als rote Fäden für die Analyse in meiner Masterarbeit. Sie sind im Franzensburger
Geschichten- und Geschichtestoff verwoben, laufen parallel, tangieren sich und überkreuzen sich teilweise.
So entstehen Erzählmuster, die sich bis heute in der Franzensburg zeigen: Jenseitssymbolik,
geheimbündlerisches Gedankengut, Habsburgische Selbstrepräsentation, Nationaldenkmal, Freiluftmuseum,
Denkmalschutz und natürlich die richtige Prise Ritterromantik.